VIDEO – Die Mutter von Cangorî Egîd erzählt über sein Leben

AMED – Der HPG-Guerilla Kämpfer Egîd Ipek (Kemal Berxwedan) ist am 23. Mai 2017 bei einem Angriff der türkischen Besatzerarmee in Dersim gefallen. Nachdem seine Familie mitbekommen hat, dass er im Kampf gefallen ist, wollten sie ihn als Familienmitglied über einen DNA-Test bestätigen, um ihn beerdigen zu können. Die Staatsanwaltschaft hat nach der Bestätigung des DNA-Tests seine Überreste am 02. April per Paketdienst an die Staatsanwaltschaft von Amed gesendet. Die Mutter von Cangorî Egîd, Halise Aksoy, kämpfte 3 Jahre darum, seine Gebeine zu bekommen. Nach 3 Jahren wurden seine sterblichen Überreste am 10. April seiner Mutter per Paketdienst zugestellt. Am selben Tag wurden die Überreste von Cangorî Egîd von seiner Familie in Tizyan / Mêrdîn beerdigt. Während der Leichenwagen auf dem Weg zum Friedhof war, wurde das Dorf von Soldaten der türkischen Besatzerarmee gesperrt und umstellt, sodass die Bewohner von außerhalb nicht bei der Beerdigungszeremonie teilnehmen konnten.

Die Mutter Halise Aksoy erzählt aus dem Leben von Cangorî Egîd:
“Cangorî Egîd ist 1995 in Amed geboren. Die Familie von Egîd Ipek kommt ursprünglich aus Qoser / Mêrdîn. Durch die Unterdrückung des türkischen Staats, waren sie gezwungen, aus Amed zu flüchten. Von dort aus ziehen sie weiter nach Istanbul. Cangorî Egîd wächst in einer patriotischen Familie mit 4 Schwestern und 4 Brüdern auf. Er wächst in einer Fremden Heimat mit einer fremden Kultur auf. Trotzdessen wird er ein Kind, seines Namens bedeutend. In der Schule und in den Gassen, wo er gespielt hat, wurde sein Name nie vergessen. Vor seinem Beitritt in die HPG-Guerilla, lernt Cangorî Egîd die Jugendbewegung kennen und nimmt eine Rolle als Jugendarbeiter in der Bewegung ein. Im Jahre 2010 tritt Cangorî Egîd der Guerilla bei. Am 23. Mai 2017 begibt er sich mit einer Gruppe seiner GenossInnen nach Tepeya Xelasor in Dersim. Sie führen eine erfolgreiche Angriffsaktion gegen die Soldaten der türkischen Besatzerarmee aus. Bei dieser Aktion werden 8 Soldaten der türkischen Armee getötet. Cangorî Egîd kämpft bei diesem Angriff heldenhaft und fällt dabei zuletzt.

In einer erfolgreichen Aktion der Guerilla nimmt Cangorî Egîd den Platz in den Reihen der Märtyrer ein. Sein Leichnam kommt in die Hände des türkischen Besatzerstaats. Ab hier beginnt die Geschichte von Dayê Halise und dem unsterblichen Egîd.

Wir haben Dayê Halise und Cangorî Egîd kennengelernt über das Foto, worin seine Mutter abgebildet mit dem Paket seiner sterblichen Überreste auf dem Schoß abgebildet ist. Er wurde nach seiner Operation, in der er gefallen ist, zum Helden. Die Knochen dieses Helden umarmt seine Mutter mit einer heldenhaften Haltung, welches auch in der kurdischen Sprache übersetzt ‘Egîd’ bedeutet.”

‘HÖREN WIR AB HIER SEINER MUTTER, DAYÊ HALISE ZU’

“Egîd war 1 Jahr alt, als wir nach Istanbul gezogen sind. Egîd ist in Istanbul aufgewachsen und hat dort seine Schule besucht. Egîd war in seiner Kindheit ein sehr herzlicher Mensch und wurde von allen sehr geliebt. Egîd hat das Kämpfen nie gemocht. Auch wenn er jedes Mal angegriffen wurde, hielt er sich von Streitereien fern. Er wollte nicht Kämpfen. Eines Tages hat er eine Schlägerei mit einem Jugendlichen gehabt, wobei er dem Jugendlichen die Nase gebrochen hat. Trotzdem geht Egîd ihm hinterher und verpflegt mit seinem letzten Geld die gebrochene Nase des Jugendlichen. Egîd war seines Namen gleich. Egal was passierte, er leistete Widerstand, jedoch ließ er nicht zu, dass es zu größerem Streit kam. Egîd war ein Freundschaftsgebundener Mensch und liebte seine Freunde sehr. In der Schule wurde er von seinen Freunden und Lehrern sehr geliebt, jedoch wurde er von den Faschisten überhaupt nicht gemocht.

Egîd ist weg. Wir haben darüber Bescheid bekommen, von 2017 bishin zu dem Tag, an dem wir seine Knochen bekamen. Es war eine sehr emotionale Sache. Wir haben gesucht, jahrelang gesucht, aber wir haben nie aufgegeben. Zu allerletzt wurden uns seine Knochen in einer kleinen Kiste per Paketdienst zugesendet. In der gesamten Geschichte ist sowas noch nie passiert. Wir akzeptieren diese Umstände nicht. Niemand soll es akzeptieren. Nun haben wir verstanden, dass in ihnen keine Menschlichkeit zu finden ist.

Wir haben unser Leichnam bekommen. Mit 5 Leuten haben wir ihn begraben. Auch sie (der türkische Besatzerstaat) kamen als Armee. Sie haben unsere Wege zum Friedhof versperrt, um zu verhindern, dass weitere Leute an der Beerdigung teilnehmen, jedoch haben wir ihn mit gebeten und Parolen begraben. Wir werden diese Situation niemals akzeptieren und rufe auch das kurdische Volk auf, dieses nicht zu akzeptieren.

Sie wollen uns Angst machen, doch egal was sie machen, wir werden keine Angst haben. Die Grausamkeit, welche Egîd und dem gesamten kurdischen Volk angetan wird, muss das kurdische Volk zum Aufwachen bringen.”